Seit dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 ist viel Leid in Israel/Palästina geschehen. Viele der israelischen Geiseln sind immer noch in der Gewalt der Hamas. Der Krieg Israels gegen die Hamas im Gazastreifen hat zu verheerenden Verwüstungen geführt und viele (auch Zivilisten) wurden getötet und verwundet. Mit der direkten Konfrontation zwischen Israel und dem Iran hat der Konflikt eine neue Dimension bekommen.
Alle diese Ereignisse haben ihren Widerhall in der europäischen Politik gefunden. Besonders in Deutschland sind Menschen auf die Straße gegangen, um Solidarität mit Israel oder Palästina zu zeigen. Dabei fällt die Einordnung von dem, was passiert, oftmals sehr schwer und die Zusammenhänge in Israel/Palästina sind häufig unbekannt. Stattdessen gibt es einen „Kampf“ der Bilder und Nachrichten. Dadurch wird die Situation noch unklarer.
Wie verhält sich der Sternberg in dieser Situation?
- Das Gelände des Sternbergs gehört der weltweiten Brüder-Unität. Er ist damit unabhängig von lokalen Akteuren und in der internationalen Öffentlichkeit.
- Die Mitarbeitenden des Sternbergs sind gut vernetzt mit der Umgebung, vor allem mit den kommunalen Verwaltungen. Sie sind jedoch finanziell und personell vollständig unabhängig von ihnen.
- Kommunale Autoritäten sind daran interessiert, dass die Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung befriedigt werden. Sie sind weniger ideologisch als die großen politisch motivierten Player wie die Autonomiebehörde bzw. die Fatah oder die Hamas.
- Der Sternberg sieht seine Aufgabe in der guten Rehabilitationsarbeit für Kinder und Jugendliche mit Behinderungen. Er ist damit politisch neutral und enthält sich jeglicher politischen Deutung der Ereignisse zu jeder Zeit. Diese Neutralität ist wichtig, um die Eigenständigkeit zu bewahren und nicht in politische Auseinandersetzungen hineingezogen zu werden. Nur so kann Vertrauen zur lokalen Bevölkerung wachsen und gute Rehabilitationsarbeit geschehen.
- Die Mitarbeitenden des Sternbergs teilen diese Grundeinstellung der Einrichtung. Sie gibt ihnen Schutz und ermöglicht die Arbeit.
- Die Direktion hat im Dezember 2023 eine Stellungnahme herausgegeben, die diese Sichtweise beschreibt.
Die Situation in der Westbank, wo der Sternberg liegt, ist nicht zu vergleichen mit der kriegerischen Situation in Gaza. Viele Menschen versuchen dort ihren Alltag unter den schwierigen Sicherheitsbedingungen weiterzuführen, Geld zu verdienen und die Kinder zur Schule zu schicken. Aktionen des israelischen Militärs (vor allem in Flüchtlingslagern), Siedlergewalt an manchen Orten und Reaktionen extremistischer palästinensischer Gruppen machen das Leben und die Mobilität gefährlich. Es gibt aber in der Westbank keinen systematischen Krieg.
Der Sternberg bietet in dieser Situation durchgängig die wichtige Betreuung für die Kinder und Jugendlichen an. Er steht an ihrer Seite und unterstützt die Familien, soweit es möglich ist. Er setzt damit ein tätiges Zeichen christlicher Nächstenliebe.
Wie geht es weiter?
Niemand kann momentan vorhersagen, wie sich die Situation in Israel/Palästina weiterentwickelt. Die jetzige Situation und alle möglichen Optionen sind politisches und militärisches Neuland. Wer kann wo und wie für Sicherheit sorgen? Wie kann eine funktionierende Verwaltung sichergestellt werden? Wie sieht das Miteinander/Nebeneinander von Israel und Palästina aus?
Auch wenn sich (vor allem ausländische) Politiker viele Gedanken dazu machen und neue Verhandlungen zwischen Israel und Palästina fordern, oftmals mit dem Schlagwort der Zweistaatenlösung – die Menschen vor Ort sind auf beiden Seiten durch die traumatisierenden Ereignisse nicht fähig, aufeinander zuzugehen und Lösungen zu suchen. Es ist die Zeit der Trauer und nicht der Versöhnung. Die politischen Akteure auf beiden Seiten erweisen sich als weitere Hemmschuhe für etwaige Lösungen.
Was bedeutet das für den Sternberg?
Der Sternberg ist als unpolitische Institution kein Player, um irgendwelche politischen Gespräche zu ermöglichen und Lösungen zu suchen. Das müssen andere tun. Mit politischen Aktivitäten würde der Sternberg sein stetig gewachsenes Vertrauen bei der lokalen Bevölkerung verspielen und damit seine Aufgabe, die Rehabilitationsarbeit, gefährden.
Was können wir tun?
Auch wir stehen oftmals machtlos da angesichts der Gewalt und des Leids. Ausländische Stellungnahmen und Schuldzuweisungen, die das Leid der einen Seite sehen, das Leid der anderen aber nicht, helfen in dieser Situation nicht weiter.
Wichtiger scheint mir, die Menschen in ihrem unermesslichen Leid zu begleiten, zuzuhören und zu helfen, das Leiden erträglicher zu machen. So hat der barmherzige Samariter gehandelt, wie Jesus erzählt hat. Er hat sich um das Leid des Opfers gekümmert und sich daran orientiert. Das kann beispielhaft für uns heute sein.
Der Sternberg folgt mit seinem Dienst den Schritten des barmherzigen Samariters, gerade auch in dieser schwierigen Situation. Und es ist wichtig, dass wir die Mitarbeitenden dort, die den Dienst in unserem Namen tun, im Namen der Brüder-Unität, unterstützen. Und das können wir vielfältig tun: Im Gebet, in finanziellen Gaben, im Zuhören auf Informationen vom Sternberg und manches mehr.
Stehen wir zusammen in dieser schwierigen Situation mit unseren Geschwistern auf dem Sternberg!
Niels Gärtner
KONTAKT
Ev. Kirchengemeinde
Zinzendorfplatz 3
78126 Königsfeld im Schwarzwald
Telefon: 07725 9382-0
E-Mail: gemeindebuero@koenigsfeld.org