Predigt 7. April 2024
Predigttext: Johannes 20, 19-29
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Liebe Gemeinde,
Vertrauen wagen – das war das Motto eines Kirchentages 1983 in der DDR. Vertrauen ist etwas, was schon die Kleinsten unter uns lernen. Wenn ein Baby auf die Welt kommt, dann ist es auf die Fürsorge und die Liebe seiner Eltern angewiesen. Das ganz kleine Leben liegt in ihren Händen und jeden Tag des Lebens lernt das Kind, seinen Eltern bedingungslos zu vertrauen. Bedingungsloses Vertrauen, das kann man auch beobachten, wenn Kinder sich plötzlich auf einer Treppe umdrehen und mit einem kurzen Ruf in die Arme ihrer Eltern springen. Das ist grenzenloses Vertrauen. Vertrauen bedeutet, ich fühle mich ganz sicher und geborgen. Ist das Vertrauen verletzt, dann werden wir vorsichtig und ängstlich.
In unserem Text heute geht es auch um Vertrauen. Da passiert etwas Großartiges, aber einer war nicht dabei und kann es nicht glauben. Im Johannesevangelium im 20. Kapitel lesen wir von diesem Mann, dessen Namen alle kennen.
19 Am Abend aber dieses ersten Tages der Woche, da die Jünger versammelt und die Türen verschlossen waren aus Furcht vor den Juden, kam Jesus und trat mitten unter sie und spricht zu ihnen: Friede sei mit euch! 20 Und als er das gesagt hatte, zeigte er ihnen die Hände und seine Seite. Da wurden die Jünger froh, dass sie den Herrn sahen. 21 Da sprach Jesus abermals zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. 22 Und als er das gesagt hatte, blies er sie an und spricht zu ihnen: Nehmt hin den Heiligen Geist! 23 Welchen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten.24 Thomas aber, einer der Zwölf, der Zwilling genannt wird, war nicht bei ihnen, als Jesus kam. 25 Da sagten die andern Jünger zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er aber sprach zu ihnen: Wenn ich nicht in seinen Händen die Nägelmale sehe und lege meinen Finger in die Nägelmale und lege meine Hand in seine Seite, kann ich’s nicht glauben. 26 Und nach acht Tagen waren seine Jünger abermals drinnen, und Thomas war bei ihnen. Kommt Jesus, als die Türen verschlossen waren, und tritt mitten unter sie und spricht: Friede sei mit euch! 27 Danach spricht er zu Thomas: Reiche deinen Finger her und sieh meine Hände, und reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! 28 Thomas antwortete und sprach zu ihm: Mein Herr und mein Gott! 29 Spricht Jesus zu ihm: Weil du mich gesehen hast, darum glaubst du? Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!
Gerade haben wir Ostern gefeiert – die Freude über die Auferstehung Jesu von den Toten. Die große Freude über dieses Wunder tragen wir in uns.
Aber wie erging es damals den Freunden zur Zeit von Jesus? Sie hatten Angst. Sie hatten ihre Türen verschlossen und trauten sich nicht raus. Die Angst lähmte sie und nicht nur die Angst, die Jünger waren traurig. Jesus, ihr Herr und Meister war nicht mehr bei ihnen, ja er lebte gar nicht mehr. Er starb am Kreuz und wurde begraben. Damit begruben sie auch ihre große Hoffnung, dass mit Jesus alles anders werden sollte. Jesus, mit dem sie so viel Zeit verbracht hatten, war tot. Für sie brach eine Welt zusammen. Was sollten sie jetzt tun? Sie hatten doch für ihn ihr ganzes bisheriges Leben aufgegeben. Und nun? Die Verzweiflung war groß und bohrte sich in ihr Herz.
Ja, da war Maria Magdalena, die am dritten Tag nach Jesu Tod am Grab war und Jesus salben wollte. Sie begegnet Jesus als erste und erkannte ihn erst nicht, sondern meinte, es wäre der Gärtner, der mit ihr sprach. Sie erkannte ihn erst, als Jesus sie direkt mit ihrem Namen ansprach: Maria. Maria erkennt nun Jesus sofort, an der Stimme und an der Nennung ihres Namens. Sie sagt zu ihm: Rabbuni – Meister – Ihr nächster Impuls wird nun gewesen sein, ihm entgegenzueilen und ihn zu umarmen. Aber da wehrt Jesus ab und gibt ihr den Auftrag, zu den Jüngern zu gehen und von ihrer Begegnung zu erzählen.
Wie die Jünger darauf reagiert haben, erzählt Johannes nicht. Aber er spricht von ihrer Angst. Sicher haben sie Maria nicht glauben können. Und nun ist er selbst Jesus bei ihnen und grüßt sie mit dem Friedensgruß: Friede sei mit euch! Und er zeigt seine Hände. Jetzt begreifen es die Jünger. Jesus ist mitten unter ihnen. Er ist da und aus der Verzweiflung und der Angst wächst Vertrauen und Gewissheit.
Und dann bekommen sie einen Auftrag von Jesus mit. Sie sollen seine Zeugen sein und bekommen die Vollmacht, Sünden zu vergeben. Der Auftrag bedeutet für sie, dass sie ihr Versteck verlassen sollen und zu den Menschen geschickt werden. Das ist für sie eine große Herausforderung, hatten sie doch eben noch mit Angst, Traurigkeit und Verzweiflung zu kämpfen. Und kaum hatte Jesus diesen Auftrag ausgesprochen, war er auch schon wieder weg.
Doch den Jüngern reichte diese Nachricht aus. Sie fassten durch die Begegnung mit Jesus neuen Mut, Vertrauen und Hoffnung. Ja, sie ließen sich von ihm in die Nachfolge rufen. Bis auf einen, der dieser Aufbruchstimmung nicht trauen konnte. Und das war Thomas. Thomas war bei der Begegnung mit Jesus nicht dabei gewesen und konnte nicht glauben, was da passiert war.
Thomas zweifelte an der Nachricht, die ihm seine Freunde überbrachten. Er wollte einen handfesten Beweis dafür haben. Und diesen Beweis gab ihm Jesus auch persönlich. Er kam noch einmal zu den Jüngern und sprach nun dieses Mal Thomas ganz persönlich an: Reiche deinen Finger her und sieh meine Hände, und reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! Nun ist auch Thomas überzeugt davon, dass Jesus lebt. Er ist überwältigt von dieser persönlichen Erfahrung mit Jesus, die sein Leben veränderte.
Auch wir sehnen uns nach einer persönlichen Erfahrung mit Jesus. Wir sehnen uns danach, dass wir bei unserem Namen genannt werden und er uns ganz persönlich anspricht. Ohne diese persönliche Verbindung, kann ein Glauben an ihn nicht gelingen. Und genau das ist es. Der Glaube an Jesus ist eine ganz persönliche Entscheidung. Unsere Eltern oder Großeltern haben uns mit Jesus und seinem Leben vertraut gemacht. Sie haben uns an ihn herangeführt. In der Taufe hat Gott diese ganz persönliche Beziehung zu uns aufgebaut und nun ist es an uns, dass wir diese Beziehung zu ihm ausbauen oder nicht. In jeder Beziehung ist es so: sie lebt von den gemeinsamen Erfahrungen von einem Gegenüber. Soll sie lebendig sein, dann müssen wir in eine Beziehung investieren. Sonst bleibt am Ende nur ein Scherbenhaufen übrig und beide Seiten wenden sich voneinander ab.
Eine lebendige Beziehung hingegen reift aneinander und verändert uns täglich.
Solch eine lebendige Beziehung zu Jesus nennen wir Glauben. Sie lebt davon, dass Glaubenserfahrungen dazukommen und wir uns vertrauensvoll an ihn wenden können – in allen Lebenslagen.
Und nicht immer geht es uns leicht damit. Der Zweifel gehört zum Glauben dazu. Er lässt uns manches hinterfragen. Und das ist auch gut so. Aber er lässt sich durch gute und persönliche Erfahrungen mit Jesus immer wieder überwinden.
Schauen wir uns unseren Lebensweg an, so können wir diese persönlichen Erfahrungen mit Gott erkennen. Das hilft uns, unseren Weg auch vertrauensvoll weiterzugehen.
Wir können die gute und rettende Botschaft von Jesus an die uns umgebenden Menschen weitergeben und müssen dabei nichts verdrehen oder verheimlichen.
Wenn wir auf Jesus vertrauen, dann dürfen wir auch davon überzeugt sein, dass er uns auch die Worte in den Mund legt, die wir sagen sollen.
Er ruft uns auch heute direkt bei unserem Namen und fordert uns auf, in seine Nachfolge zu treten.
Für diese Aufgabe gebe uns der Herr seine Kraft und seinen Heiligen Geist.
Amen
Gabriele von Dressler
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