Das Elim Heim in Südafrika feiert dieses Jahr im Oktober sein 60-jähriges Bestehen. Das Heim, die Mitarbeitenden, die Leitung und vor allem die Kinder und Jugendlichen mit Behinderung werden ein Jahr lang feiern – und sich über Grüße und noch mehr freuen.
Es ist ein besonderer Anlass, das Heim mit all seinen Menschen, die dort leben und arbeiten, in unser Blickfeld zu rücken. Die Arbeit begann im Jahr 1963. Die Einwohner von Elim machten sich damals, zusammen mit ihrem Gemeindepfarrer Bruder Ulster, Gedanken über eine soziale Arbeit, die sie beginnen wollten. Verschiedenes wurde angedacht, die Arbeit mit Schwerbehinderten Kindern wurde ausgewählt. Damals gab es in ganz Südafrika keine praktische Hilfe für solche Menschen. Aber Schwerbehinderte waren da. Die Familien waren in Notsituationen, wohin sollten sie sich wenden?
Da wagte Elim den mutigen Schritt. Niemand wusste, wie das gehen könnte – es gab kein Fachpersonal. Ein leerstehendes Gebäude wurde renoviert, eine Küche eingerichtet, ein Badezimmer und ein großer Schlafraum. Kinderholzbetten wurden angeschafft. Einige Frauen aus Elim sagten zu, als Pflegerinnen zu beginnen. Pfarrer Ulster war bewusst, dass zumindest eine „Fachfrau“ gut wäre, um den Anfang mitzugestalten. Da er gute Kontakte nach Deutschland zur Brüdergemeine hatte, suchte er dort nach einer Person, die sich so etwas zutrauen würde. So wurde Änne Vogelsang gefunden. Sie war Krankenschwester und machte sich auf den Weg nach Südafrika.
Im Umfeld von Elim wurde schnell bekannt, dass die Arbeit mit schwerbehinderten Kindern angefangen hatte. Und nicht nur da, auf welchen Wegen auch immer, es wurden auch Kinder aus Durban, Port Elizabeth und der Gegend von Kapstadt angemeldet. Von Anfang an war Elim Heim eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung. Für eine Tageseinrichtung wohnten die Familien zu weit weg.
Ich kenne Elim Heim von Anfang an, hatte im Kindergottesdienst in Königsfeld davon gehört. Damals wurde Geld für eine Waschmaschine gesammelt. Bis dahin mussten die Stoffwindeln in einem großen Topf ausgekocht werden; das ging auf Dauer nicht. Nach meiner Ausbildung zur Erzieherin ging ich 1976 im Rahmen eines Freiwilligen Sozialen Jahrs (FSJ) ans Elim Heim. Ich hatte keine Ahnung von Behinderten-Arbeit, aber es war für mich der richtige Weg. Schnell lebte ich mich ein, lernte Afrikaans, und die Kinder „wuchsen mir ans Herz“.
Unterdessen, Anfang der 70er-Jahre, wurden Gelder beantragt, und „Brot für die Welt“ gab Geld, um einen großzügigen Neubau zu errichten. Momentan ist Platz für 55 Kinder und Jugendliche. Immer wieder gab es Anbauten, zum Beispiel für Spielzimmer, Therapieräume und eine Turnhalle. Zuletzt wurde der Trakt mit der Waschküche erneuert – ein besonders wichtiger Teil!
Die Heimleitung liegt nach der Zeit von Änne Vogelsang in südafrikanischen Händen – für diese verantwortungsvolle Aufgabe fanden sich immer besser qualifizierte Frauen aus der Brüdergemeine in Südafrika. Die 55 Kinder und Jugendlichen benötigen etwa genauso viele Betreuungspersonen. Viele arbeiten in Teilzeit, da sie zu Haus Familien mit Kindern haben. Es braucht auch Küchen- und Reinigungspersonal – sowie Hausmeister, denn es gibt immer etwas zu reparieren! Die momentane Leiterin, Lesinda Cunningham, kümmert sich besonders um das Personal. Nur so kann gute Arbeit getan werden und ein gutes Arbeitsklima entstehen. Sie ist besonders findig, im In- und Ausland Gelder zu beantragen und den südafrikanischen Staat „in die Pflicht“ zu nehmen. Die Mitarbeiterinnen im Heim haben meist keine Ausbildung, bis auf zwei bis drei Kankenpflegehelfer/innen. Lesinda Cunningham sucht nach kleinen Fortbildungsmöglichkeiten und richtet auch ein Augenmerk auf die Gehälter. Der Verdienst der Mitarbeiterinnen liegt knapp über dem Existenzminimum, der Staat gibt keine Zuschüsse. Ein Dauerthema ist die Suche nach Physio- und Beschäftigungstherapeuten. Elim liegt weitab, ist ein kleines Dorf und die Gehälter sind gering – nur selten möchte jemand diese Stellen annehmen.
Nach einer heilpädagogischen Zusatzausbildung konnte ich von 1989 bis 1982 erneut im Elim Heim mitarbeiten. Ich leistete Aufbauarbeit im pädagogischen Bereich, schulte Mitarbeiter und war direkt mit den Kindern und Jugendlichen beschäftigt – ganz besondere Jahre für mich.
Lesinda Cunningham tut ihr Bestes, um die täglichen Arbeiten zu bewältigen. Aber sie scheut sich auch nicht vor neuen Herausforderungen. Seit einigen Jahren gibt es an zwei Orten Außenstellen des Heims. Dort werden behinderte Kinder in Tageseinrichtungen betreut. Die Eltern werden in die Arbeit eingebunden und sind sehr dankbar.
Weitere Aufgaben kommen auf das Heim zu. Beispielsweise ist in Südafrika die Stromversorgumg nicht mehr gewährleistet. Durch jahrzehntelange Korruption und Misswirtschaft ist der staatliche Stromanbieter hoch verschuldet und seine Infrastruktur veraltet. Um die Netzwerke nicht zu überlasten und einen vollständigen „Back-Out“ zu vermeiden, schaltet er mehrmals täglich den Strom ab. Darum will das Elim Heim Photovoltaik-Anlagen auf dem Dach installieren – ein Projekt mit Nachhaltigkeit und Blick in die Zukunft.
Ich bin noch immer eng mit dem Heim verbunden. Mit zwei weiteren Einsätzen in zwei Sabbatjahren und engem Kontakt über E-Mail und Whatsapp bleibt für mich aktuell, was mir „ans Herz gewachsen“ ist. Die fröhlichen Kinder und Jugendlichen, die bemühten Mitarbeiter/innen, Lesinda Cunningham … Ich freue mich, wenn viele Menschen das Jubiläum mitfeiern und das Elim Heim unterstützen!
Katharina Kronbach
Fotos: Lohnes u. a.
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