15.6.2025 Trinitatis
Predigttext: 2. Kor. 13,11-13
Diese Predigt zum Ausdrucken
Liebe Gemeinde,
wann haben Sie, wann habt ihr Euren letzten Brief geschrieben? In Zeiten von E-Mail und WhatsApp sind Briefe eine Seltenheit geworden. Aber was ist so anders daran? Wer Briefe schreibt, der überdenkt die Formulierungen gründlicher als bei einer schnellen WhatsApp. Und die Briefe sind auch deutlich ausführlicher als die schnell geschriebenen Nachrichten. Immer seltener kommen handgeschriebene Briefe in den eigenen Briefkasten. Umso wertvoller sind sie.
Im Predigttext heute geht es um den Abschluss eines Briefes: In diesem Briefende stehet nicht nur „mit lieben Grüßen“, sondern da steckt ganz viel drin:
11 Im Übrigen, Geschwister, freut euch, lasst euch zurechtbringen, lasst euch ermahnen, seid eines Sinnes, haltet Frieden, und der Gott der Liebe und des Friedens wird mit euch sein. 12 Grüßt einander mit dem heiligen Kuss. 13 Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!
In diesem Briefende sind einige Botschaften versteckt, die es in sich haben. Die Gemeinde in Korinth ist noch sehr jung. Sie sind zerstritten und Paulus liegt diese Gemeinde sehr am Herzen. Die anfängliche Begeisterung ist verflogen. Die Botschaft von Jesus Christus auf der einen Seite, die Lehre der großen Philosophen auf der anderen Seite. Hier die Gebildeten und auf der anderen Seite die Sklaven, die hart arbeiten mussten. Bei der Feier des Abendmahles bekamen alle Brot und Wein. Aber kaum kehren alle zurück in den Alltag, da sieht es anders aus. Die Ungleichheit macht sich bemerkbar.
Wie ist es das bei uns? Schaffen wir es, die freimachende Botschaft auch im Alltag sichtbar werden zu lassen? Können wir daran gemessen werden?
Wirklich schwierige und herausfordernde Fragen. In der Gemeinschaft unter Gleichgesinnten mag das gehen. Aber entfernen wir uns aus unserer Blase, dann sieht es schon ganz anders aus. Dann sind wir persönlich und einzeln gefragt und müssen nach Worten und Erklärungen suchen, was unseren Glauben ausmacht und worin wir Halt und Orientierung finden.
Wenn Paulus am Ende seines Briefes schreibt: Haltet Frieden! Schreibt, dann hören wir zwischen den Zeilen seinen flehenden Ruf. Damals drohte die noch junge Gemeinde in Korinth auseinander zu brechen. Die Unterschiede der Menschen schienen größer zu sein als das, was sie verbunden hat.
Auch das erlebe ich heute immer wieder. Da will sich einer besonders hervortun und zeigen, dass sein Glaube besser und ehrlicher ist als der seines Nachbarn. Da erwartet eine immer wieder Anerkennung für eine erbrachte Leistung. Das ist alles auch erst einmal nicht schlimm, sondern menschlich. Nur wenn wir uns und unser Verhalten miteinander vergleichen und uns als etwas Besseres fühlen, dann wird es gefährlich. Dann grenzen wir uns ab und grenzen andere aus.
Was danach mit Menschen passiert, die öfter die Erfahrung gemacht haben, nicht wirklich zu einer Gemeinschaft dazu zu gehören, dass haben wir vor wenigen Tagen aus Graz in Österreich hören müssen. Ausgrenzung kann umschlagen in Wut, in Hass und in Vergeltung. So, wie der ehemalige Schüler, der andere und dann sich selbst in den Tod gerissen hat. Das kann ganz schnell passieren. Und leider zeigt uns die Vergangenheit, dass es auch schon öfter vorgekommen ist. Darum lasst auch uns untereinander schauen, dass wir keinen ausgrenzen oder uns abgrenzen.
Vielmehr lasst die Liebe unter uns groß werden. Gott ist die Liebe, die in uns wachsen und die uns verändern will. Im 1. Korintherbrief schreibt Paulus in einem ganzen Kapitel darüber, wie sie ist. Wir lesen im 13. Kapitel: Die Liebe ist langmütig, freundlich, sie bläht sich nicht auf, sie freut sich an der Wahrheit…
Die Liebe wird besonders sichtbar, wenn zwei Menschen frisch verliebt sind. Sie achten liebend aufeinander, sie freuen sich aufeinander, sie bewundern das Gegenüber. Das diese Liebe bleibt, dafür tun Liebende immer wieder etwas. Denn Liebe braucht Auffrischung.
Gott, der uns liebt, er lässt uns seine Liebe und Anerkennung spüren. Wir erleben das, wenn uns etwas gelingt und wir ihm dafür danken. Oder auch, wenn wir seine Liebe an andere weitergeben. Das ist gar nicht so schwer, wie wir denken. Ein freundlicher Blick, ein tröstendes Wort, eine haltende Hand oder eine Umarmung, die von Herzen kommt. Das kann Menschen stärken und trösten.
Heute feiern wir Trinitatis. Das bedeutet, dass wir Gott als Vater, als Sohn und als Heiligen Geist feiern.
Gott der Vater, der die Welt erschaffen hat und der das Leben gibt. Wir kommen ins Staunen über die Vielfalt in der Natur, bei den Pflanzen und Tieren. Und auch die Vielfalt von uns Menschen. Uns alle hat Gott ins Leben gerufen und niemand hier im Saal gleicht genau dem anderen. Was für ein großartiges Wunder.
Gott der Sohn-Jesus Christus. In Jesus haben wir ein Vorbild für unser Leben. Seien Hingabe, seine Fürsorge für die Ausgegrenzten, für die Kranken, die Alten und die Kinder, geben uns Beispiele, wie wir aufeinander achten und miteinander umgehen sollen. Keiner soll verloren gehen- so hat es Graf Zinzendorf gesagt und die sogenannten Chöre gegründet. Ledige Brüder, ledige Schwestern, Witwen und Witwer hat er zu Gemeinschaften gerufen und so Menschen Gemeindegruppen zugeordnet. Das Zusammengehörigkeitsgefühl ist nicht nur damals wichtig gewesen. Jesus hat Gemeinschaft mit seinen Freunden gelebt.
Gott der Heilige Geist.- der Tröster. Jesus hatte ihn seinen Jüngern versprochen. Der Heilige Geist bringt uns immer wieder in Bewegung. Nicht nur physisch, sondern auch psychisch. Nichts ist gefährlicher als Stillstand. Das ganze Leben ist Bewegung, Wachstum und Veränderung. Und das ist nicht einfach. Wir Menschen lieben eine gewisse Routine im Leben. Aber wir entwickeln uns auch täglich weiter.
Der zweite Korintherbrief endet mit den Worten: Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes, sei mit euch allen.
In diesem Briefende werden wir an die Trinität erinnert. Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist. Das zu verstehen braucht Zeit. Diese Zeit haben wir, denn ab heute gibt es 20 Sonntage, die danach benannt sind. So können wir hineinwachsen in diese unbegreifliche und nie endende Liebe Gottes.
Und die Liebe Gottes, die höher ist als unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinnen in Christus Jesus, unserem Herrn. Amen
Gabriele von Dressler
KONTAKT
Ev. Kirchengemeinde
Zinzendorfplatz 3
78126 Königsfeld im Schwarzwald
Telefon: 07725 9382-0
E-Mail: gemeindebuero@koenigsfeld.org